Auf dem "Perkoz" – dem universell einsetzbaren Doppelsitzer
Das war ein großartiger Tag - der erste Flugtag in diesem Jahr! Und das am 22. Februar - in Schönhagen auf dem Perkoz aus Polen und gemeinsam mit Segelfliegern aus Reinsdorf, Lüsse und Schönhagen. Der „Haubentaucher“, so die deutsche Übersetzung dieses Doppelsitzers, ist eine Neukonstruktion, wenngleich seine Verwandtschaft mit dem Puchacz nicht zu übersehen ist. In der 20-Meter-Version (mit Winglets) wird er für die Schulung sowie den Streckenflug und nach Demontage der Winglets, die nur Sekunden in Anspruch nimmt, mit 17,5 Meter Spannweite im Voll-Acro eingesetzt. Äußerer Hinweis darauf, dass mit dem Perkoz ausnahmslos alle Kunstflugfiguren geflogen werden dürfen, ist das aus Festigkeitsgründen tiefgesetzte Höhenleitwerk.
Hermann Albersmann, der Verkaufsleiter von Allstar PZL Glider Ltd., hatte mich eingeladen, den Demonstrator-Perkoz noch einmal zu fliegen. Bereits im Vorjahr durfte ich ihn bei einem zweistündigen Thermikflug und Trudelübungen testen, wo das 20,2-Meter-Vorführflugzeug – die Serie fliegt mit 20 Meter Spannweite – mich bereits voll überzeugt hat.
Obwohl ich als Gast nicht unbedingt auch gleich als einer der ersten im Flugzeug sitzen wollte, kam es anders und das war gut so, wie man sehen wird. Die Basis war noch nicht sehr hoch, der Himmel bedeckt, alle zögerten irgendwie und dann meldete ich mich eben – als Fünfter. Das Wetter störte mich sowieso nicht, denn mein Programm hatte ich bereits fest umrissen: Die Übungen des Landesjugendvergleichsfliegens. Damit war auch mein PIC (Pilot in Command) Harald Meier aus Schönhagen einverstanden – ihn hatte der Verkaufsleiter zum verantwortlichen Piloten des Perkoz ernannt.
Nachdem ich im geräumigen Cockpit Platz genommen hatte – hier sitzt man wie in einem Boot -, ging es schließlich hinter der 115-PS-Dimona für absolut freundliche 25 € (einschließlich Landegebühren für Segel- und Schleppflugzeug) auf 600 Meter Höhe.
Im F-Schlepp lag das Flugzeug – hier, wie bereits erwähnt, in der 20,2-Meter-Variante – angenehm in der Hand, reagierte folgsam auch auf kleinste Ruderausschläge und die Ruder erwiesen sich als sehr gut aufeinander abgestimmt. Der Schleppflug war stabil, obwohl wir mit 90 km/h erstaunlich langsam flogen und sogar bei 80 km/h kein Weichwerden des Flugzeuges zu spüren war.
Bei den hochgezogenen Fahrtkurven links und rechts mit 160 km/h Einstiegsgeschwindigkeit setzte der Perkoz die aufgenommene Energie im Steigflug spürbar in schöne Höhe um und überzeugte beim Eindrehen mit seiner Wendigkeit. Bei den Rollübungen mit 60-Grad-Schräglage probierte ich verschiedene Geschwindigkeiten aus. Bei 120 km/h war ich schließlich mit der Manövrierfähigkeit zufrieden; die Richtung ließ sich problemlos mit dem Seitenruder halten. Und die 60-Grad-Steilkreise mit Überleiten machten dann richtig Spaß - es war keinerlei Abstützen erforderlich. Harald wünschte sich dann noch den Langsamflug – bei 65 km/h rutschte der Perkoz gemächlich über den Flügel weg, aber das Höhensteuer etwas nachgelassen und schon lag die normale Geschwindigkeit wieder an – also gutmütige Langsamflugeigenschaften.
Nach diversen Slipübungen mit hängender Fläche links und rechts bis hin zum Kurvenslip – alles sehr zufriedenstellend – ging es schließlich mit 110 km/h in den Endanflug. Da die Wirkung der Luftbremsen, wie bei allen polnischen Flugzeugen, auch beim Perkoz hervorragend ist, fuhr ich sie in fünf Meter Höhe wieder etwas ein, um einen sanften Abfangbogen fliegen zu können. Das gelang; der Perkoz setzte weich auf dem gut gefederten Haupt- und Spornrad neben dem Landezeichen auf. Einzig die hydraulische Radbremse mit ihrem Handhebel am Steuerknüppel zeigte kaum Wirkung. Die Bremse sollte in der Serie wohl besser mit dem Hebel für die Luftbremsen gekoppelt werden.
Dann eine Überraschung. Harald fragte mich, ob ich im Wechsel mit ihm den Perkoz als PIC fliegen möchte. Unmerklich schluckte ich zunächst - ich hatte sofort die 1000 € Selbstbeteiligung bei einem Crash vor Augen. Schließlich kannte ich keinen einzigen der anderen Piloten und das ist nicht unbedingt angenehm. Aber dann sagte ich mir, dass ganz gewiss keine unerfahrenen Segelflieger zu so einer Veranstaltung kämen, zumal allesamt älteren Jahrgangs, also offenbar keine heurigen Hasen mehr waren. Ich sagte also zu, denn die Erfahrungen anderer Piloten mit dem Perkoz würden auch für mich sehr interessant sein.
So nahm ich also auf dem Fluglehrersitz Platz und fühlte mich sogleich wohl. Ein Blick zur Seite zum Außenflügel – aha, die Sicht ist einfach hervorragend und nicht eingeschränkt wie beim Vorgängermuster Puchacz.
Vorn im Cockpit hatte Chrysanthi, eine Antares-18-Pilotin aus Reinsdorf, Platz genommen. Sie ist zierlich gebaut, was mich bewog, sogleich nach der Mindestzuladung im vorderen Cockpit zu fragen: 55 kg - das ist ja schon mal ein „Pfund“! Mit der Zuladung gab es also kein Problem, aber dafür ein anderes, weil Chrysanthi etwas tief saß. Aber es ging dennoch. Die Serie hat im vorderen Sitz eine einstellbare Rückenlehne erhalten; der hintere Sitz ist bereits einstellbar. Nach dem Auskuppeln fand die Pilotin sogleich einen, wenn auch etwas schwachen Aufwind, den der Perkoz „feinnervig“ übermittelte und Chrysanthi ebenso feinfühlig bei 90 km/h Geschwindigkeit zentrierte. Allerdings befriedigte die Trimmung nicht – das Bedienen mit einem Hebel am Steuerknüppel zum Entrasten und einem verschiebbaren Knauf an der linken Bordwand erwies sich als sehr gewöhnungsbedürftig, zumal die Empfindlichkeit zu wünschen übrig ließ. Aber auch das lässt sich in der Serie gewiss noch ändern. In 870 Meter Höhe schlug ich vor, zu trudeln. Erstmals konnte ich – und das auch bei den nächsten Flügen - erleben, wie andere Piloten mit dem Trudeln klarkamen und wie sich der Perkoz auch bei Steuerfehlern beim Ein- oder Ausleiten verhält. Die steckte der Perkoz einfach weg, und er wurde beim Ausleiten auch nicht zu schnell, wie es der Puchacz gern macht. Im Unterschied zu ihm lässt sich der neue Doppelsitzer auch genau auf den vorgesehenen Punkt ausleiten.
Von den angenehmen Flugeigenschaften des Perkoz überzeugten sich auch die anderen Piloten, darunter einer, der gewöhnlich einen Mini-Nimbus fliegt und dem besonders das gute Gleiten auffiel, das nach Uli Schwenk bis 140 km/h dem Duo Discus entsprechen soll. Diesen Vergleich konnten wir in Schönhagen nicht anstellen, aber das etwas größere Sinken bei höheren Geschwindigkeiten ist natürlich dem festen Dreipunktfahrwerk geschuldet.
Zum Abschluss des erfolgreichen Tages nahm Manne, ein Segelkunstflieger aus Reinsdorf, vorn im Cockpit Platz. Inzwischen waren die Winglets entfernt und die Spannweite des Doppelsitzers mit kleinen Ansteckern auf 17,5 Meter reduziert worden. Er testete das Flugzeug im Rückenflug und bei zahlreichen gesteuerten Rollen und zeigte sich hochzufrieden. Am Ende durfte ich meinen beliebten polnischen Abschwung fliegen, bei dem der Perkoz so schnell drehte, wie ich es bisher bei keinem anderen Doppelsitzer erlebt habe.
Das Fazit: Als Allrounder von der Anfangsschulung über den Streckenflug, wie man vom Gleiten vermuten darf, bis hin zum Voll-Acro besitzt der Perkoz überzeugende Flugeigenschaften und -leistungen.
In diesem Jahr wird der inzwischen fünf Jahre alte 20,2-Meter-Demonstrator, der bisher weit mehr als 1000 Landungen ohne einen einzigen Schaden absolviert hat, von einem neuen Vorführflugzeug aus der Serie abgelöst. Nach Vorschlägen aus den Vereinen, die den Perkoz erlebt haben, sind beim Hersteller etwa 30 Änderungen eingepflegt worden – der Kunde ist König! Hermann Albersmann hat bereits angekündigt, dass er mit diesem Flugzeug gern nach Strausberg kommen wird, damit der neue Perkoz aus der Serie von allen im Verein ausgiebig Probe geflogen werden kann.
Frank-Dieter Lemke, FC Strausberg / Akaflieg Dresden
SZD-54-2 Perkoz (Haubentaucher) - Daten und Fakten
Der Perkoz besitzt das erste und bisher einzige Sicherheitscockpit gemäß CS-22, also nach den neuesten EASA-Bauvorschriften. Die Crashsicherheit wurde mit 16 g getestet.
Alle Ruder werden automatisch angeschlossen.
Die Wartung beim Perkoz kennt keine 50-Stunden-Kontrolle mehr. Sie beschränkt sich ebenso wie bei der Konkurrenz auf die Jahreswartung.
Das neue Cockpit mit der großen Haube bietet bei den Serienflugzeugen sogar 2,06 Meter großen Piloten Platz.
Das Wichtigste aus der Preisliste:
Flugzeug (mit Bugkupplung, ohne Instrumente) 75.910 € plus MWSt
Winglets für 20 m Spannweite 3500 € plus MWSt
Schwerpunktkupplung 680 € plus MWSt
Trailer 9800 € plus MWSt
Technische Daten zum Vergleich
Typ SZD-50-3 SZD-54-2 SZD-54-2
Eigenname Puchacz Perkoz Perkoz
in der Acro-Version
Erstflug 21. Dezember 1976 15. Mai 2009 19. Juni 2012
Spannweite in m 16,67 17,5 20,0
Länge in m 8,38 8,44 8,44
Höhe in m 2,48 2,05 2,05
Flügelfläche in m² 18,16 16,36 17,3
Streckung 15,3 18,7 23,14
Leermasse in kg 360-380 375 380
Max. Flugmasse in kg 570 (540 Acro) - -
Max. Flugmasse in kg - - 585 (JAR 22 Kat U)
Max. Flugmasse in kg - 565 (JAR 22 Kat A) -
Flächenbelastung in kg/m² 23,7-31,4 28,1-35,76 27,2-33,8
Max zul. Geschw. in km/h 215 266 244
Mindestgeschw. in km/h 58 63 (bei 460 kg) 62 (bei 485 kg)
Bestes Gleiten bei km/h 30/85 37/109 41,8/102
Geringstes Sinken in m/s 0,7/75km/h 0,66/82km/h 0,58/78km/h
Profil (innen/außen) Wortmann FX61-168/FX60-1261 NN-8 NN-8
Zulässige Lastvielfache +5,3/-2,65 +7/-5 +5,3/-2,65